Die Rechnung
Da ich zum Schlag der Selbständigen - also selbst und ständig - gehöre, kam das Geschäft bei mir in den letzten Tagen ein wenig zu kurz.
Ja, ich verstieg mich sogar so weit, daß ich am Tage der Beerdigung von KKM um drei Uhr nachmittags sagte: Heute gehe ich nicht mehr ans Telefon.
Als ich am Abend einen Blick in meine Nachrichten warf, wußte ich: Huston, wir haben ein Problem. An dem Tag, an dem ich meinen Vater beredete, bitte zur Beerdigung seiner Mutter zu erscheinen, hatte ich eine fast nebensächlich erscheinende Information nicht weitergegeben. Zwei Kunden hatten fröhlich vor sich hingeplant, ohne mich weiter zu involvieren und präsentierten mir am späten Freitag nachmittag ihre Timetables für Dienstag. Nichts weiter, als das einer meiner wichtigsten Klienten an diesem Tag im Elsaß und in Berlin sein mußte. Der drohende Schaden: einmal Produktionsstillstand und einmal der Verlust der Chance in einem großen, wichtigen Projekt dabei zu sein.
Den Samstag verbrachte ich damit, zwischen den beiden Parteien hin und her zu telefonieren. Keiner bewegte sich. Die eine, für mich unwichtigere, konnte nicht, weil für sie tatsächlich viel auf dem Spiel stand. Die andere, wichtigere, wollte nicht, aus natürlicher Arroganz.
Die einzige Lösung bestand darin, meinen Klienten in einen Learjet zu packen und am Mittag nach Berlin zu fliegen. Auf meine Kosten. Eine Versicherung gibt es für so etwas nicht.
Ich bemühte mich um Haltung und rief die arrogante Partei an, sie könne mit meinem Klienten rechnen. Danach heulte ich nur noch. Die Rechnung für den Flug zu tragen, bedeutete für mich, zwei Monate nichts zu verdienen.
Irgendwann, nach dem vierten oder fünften tropfnassen Taschentuch, ich hatte bereits den Beschluß gefaßt, den Beruf aufzugeben, klingelte mein Telefon. Die arrogante Partei meldete sich und signalisierte, daß eine Änderung der Planung nun doch möglich sei, sie würde dann eben am Wochenende arbeiten. Die Auftraggeber der beiden Projekte waren sich in Cannes begegnet und waren sich einig, daß es hirnverbrannt sei, mir so eine astronomische Rechung zuzumuten.
Telefonieren konnte ich das nicht mehr nennen. Ich schluchzte nur noch in den Hörer. Die arrogante Fraktion kam ins Stottern: So hab ich dich noch nie erlebt, das ist ja so privat...
Ja, du dumme V... das ist privat und ich hatte dir gleich zu Anfang gesagt, daß mir ein Fehler wegen eines Todesfalls in der Familie passiert ist. Und ich erinnere mich noch sehr gern an deine Anfangszeiten im Business, als du unter der tatkräftigen Betreuuung mehrerer älterer Herrn deinen Job lerntest. Das die Stunde deiner großen Aufträge gekommen war, als du die Geliebte eines verheirateten, mittlerweile als korrupt in den Vorruhestand entsorgten Geschäftsführers warst.
Du wirst deine Flasche Champagner mit dem süßesten Dankschreiben der Welt bekommen. Aber diese zwei Stunden seelischer Pein vergesse ich dir nie.
Ja, ich verstieg mich sogar so weit, daß ich am Tage der Beerdigung von KKM um drei Uhr nachmittags sagte: Heute gehe ich nicht mehr ans Telefon.
Als ich am Abend einen Blick in meine Nachrichten warf, wußte ich: Huston, wir haben ein Problem. An dem Tag, an dem ich meinen Vater beredete, bitte zur Beerdigung seiner Mutter zu erscheinen, hatte ich eine fast nebensächlich erscheinende Information nicht weitergegeben. Zwei Kunden hatten fröhlich vor sich hingeplant, ohne mich weiter zu involvieren und präsentierten mir am späten Freitag nachmittag ihre Timetables für Dienstag. Nichts weiter, als das einer meiner wichtigsten Klienten an diesem Tag im Elsaß und in Berlin sein mußte. Der drohende Schaden: einmal Produktionsstillstand und einmal der Verlust der Chance in einem großen, wichtigen Projekt dabei zu sein.
Den Samstag verbrachte ich damit, zwischen den beiden Parteien hin und her zu telefonieren. Keiner bewegte sich. Die eine, für mich unwichtigere, konnte nicht, weil für sie tatsächlich viel auf dem Spiel stand. Die andere, wichtigere, wollte nicht, aus natürlicher Arroganz.
Die einzige Lösung bestand darin, meinen Klienten in einen Learjet zu packen und am Mittag nach Berlin zu fliegen. Auf meine Kosten. Eine Versicherung gibt es für so etwas nicht.
Ich bemühte mich um Haltung und rief die arrogante Partei an, sie könne mit meinem Klienten rechnen. Danach heulte ich nur noch. Die Rechnung für den Flug zu tragen, bedeutete für mich, zwei Monate nichts zu verdienen.
Irgendwann, nach dem vierten oder fünften tropfnassen Taschentuch, ich hatte bereits den Beschluß gefaßt, den Beruf aufzugeben, klingelte mein Telefon. Die arrogante Partei meldete sich und signalisierte, daß eine Änderung der Planung nun doch möglich sei, sie würde dann eben am Wochenende arbeiten. Die Auftraggeber der beiden Projekte waren sich in Cannes begegnet und waren sich einig, daß es hirnverbrannt sei, mir so eine astronomische Rechung zuzumuten.
Telefonieren konnte ich das nicht mehr nennen. Ich schluchzte nur noch in den Hörer. Die arrogante Fraktion kam ins Stottern: So hab ich dich noch nie erlebt, das ist ja so privat...
Ja, du dumme V... das ist privat und ich hatte dir gleich zu Anfang gesagt, daß mir ein Fehler wegen eines Todesfalls in der Familie passiert ist. Und ich erinnere mich noch sehr gern an deine Anfangszeiten im Business, als du unter der tatkräftigen Betreuuung mehrerer älterer Herrn deinen Job lerntest. Das die Stunde deiner großen Aufträge gekommen war, als du die Geliebte eines verheirateten, mittlerweile als korrupt in den Vorruhestand entsorgten Geschäftsführers warst.
Du wirst deine Flasche Champagner mit dem süßesten Dankschreiben der Welt bekommen. Aber diese zwei Stunden seelischer Pein vergesse ich dir nie.
kittykoma - 18. Mai, 21:57
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