23
Jan
2008

Die komplizierte Geschichte von A, B und C

Ein Teil meines Freundeskreises begleitet mich schon seit mehr als 20 Jahren. Kondensationskern ist meine Freundin X, die, obwohl seit langer Zeit auf einem Einzelgehöft in McPomm residierend, es immer wieder schafft, die Leute zusammenzubringen. Ein bis zweimal jährlich mindestens, zum Heringsangeln oder zu Silvester.
Das ist der Ausgangspunkt der Geschichte. Die handelnden Personen sind:

A: Mittlerweile Studienrat. Hat sich hochstudiert vom Handwerksmeister. Ein sehr männlich erscheinender Mann, Traumkörper, jede Menge Muskeln, das Herz auf dem rechten Fleck. Hat sich schon vor langen Zeiten, als das noch unüblich war, das gemeinsame Sorgerecht für eine nunmehr erwachsene Tochter erstritten. Im Gegensatz zu seinem markigen Äußeren ein sehr netter, sehr umgänglicher Mensch, böse Zungen sagen, er ist ein Weichei.

B: Relativ neu in unserem Kreis. Schlank, attraktiv, sehr weiblich, sensitiv bis zur Nervosität. Sehr musikalisch begabt. Hat sich trotzdem nie weitergehend gebildet. Arbeitet in künstlerischen Hilfsberuf an einer süddeutschen Kultureinrichtung. Hat eine Tochter, die ihr sehr ähnelt, die sie overprotected.

C: Mein Exfreund. Ein auf Hochtouren durchs Leben rasender, charismatischer und hochintelligenter Versager. In der Kindheit durch Vernachlässigung von seiner Mutter, einer Künstlerin, schwer körperlich und seelisch traumatisiert. Ein phantastischer Liebhaber mit dunklen Abseiten verbaler Brutalität.

Silvester 2003
C und ich sind auf unserem letzten gemeinsamen Skiurlaub, kein Paar mehr, aber noch zu gemeinsamer Sorge umeinander verpflichtet. Deshalb sind wir in diesem Jahr nicht auf der Silvesterparty von X.
A kommt mit seiner Freundin auf den Hof von X. Er ist gut 5 Jahre mit ihr zusammen, ohne sich recht zu ihr zu bekennen, deshalb ist sie erst zum zweiten Mal mit von der Partie. Sie hat Nägel mit Köpfen gemacht und ist im 8. Monat schwanger.
Auch B ist zum ersten Mal mit ihrer Tochter dabei.
Als A B sieht, trifft es ihn wie ein Donnerschlag. Das ist die Frau seines Lebens, wie er in der Nacht der X weinend gesteht. Er verläßt seine schwangere Freundin noch am Neujahrstag. Auch B hat es so erwischt: A ist der Mann, auf den sie immer gewartet hat.

Das Angelwochenende, Frühjahr 2004
Das Schiff ist nichts für mich. Die anderen angeln und ich bereite wie immer das Essen vor. Auch B ist auf dem Hof geblieben. Wir unterhalten uns lange. Ich bedauere das einerseits, denn das einsame Vorbereiten des Essens finde ich immer sehr schön. Andererseits bin ich neugierig, diese Frau kennenzulernen, die allein mit ihrer Präsenz bewirkt hat, daß nun in Berlin eine alleinerziehende Mutter sitzt und ein frischgebackener Vater Pläne schmiedet, wie er so schnell wie möglich sein Staatsexamen bestehen kann, um zu ihr nach Süddeutschland zu ziehen.
Die Frau redet ununterbrochen, ohne daß ich sie dazu auffordere. Über einen Künstler, der um sie warb, den sie nicht wollte und der nun - zu ihrem Bedauern - ein Star ist und auf ihre Kontaktversuche nicht mehr reagiert. Über ihre gleichgültigen, lieblosen Eltern. Über ihre Tochter, der sie so viel wie möglich Aufmerksamkeit schenkt. Über B, den sie über alles liebt und der alles für sie aufgegeben hat. Der sich um sie kümmert und auch die Tochter jeden Abend mit einem Telefonat zu Bett bringt, eine Wohnung für sie alle sucht, Handwerksarbeiten für sie erledigt usw.
In einem Gespräch mit X, die wieder einmal davon schwärmt, was für ein tolles Traumpaar A und B sind und daß sie glücklich ist, daß gerade das Silvesterfest bei ihr diese Beziehung gestiftet hat, nehme ich kein Blatt vor den Mund. Ich bezeichne die Beziehung als absolut theatralisch, die Frau als neurotisch und hysterisch und den Mann als auf der Flucht vor der Verantwortung für sein Kind.
Die X wird unsicher. Dann meint sie, ja, es gäbe etwas mit der B, das hätte sie auch gewundert. Vorige Nacht saß sie mit C zusammen, B kam dazu und sie war kaum noch vorhanden. Zwischen den beiden brannte die Luft. Sie flirteten ungehemmt vor ihr. Immer wieder provozierte B den C, der - frisch solo und den A nicht so recht mögend - sehr gern darauf einstieg.

Sommer 2005
A und B heiraten. Die Hochzeit in Süddeutschland bringt den Freundeskreis fast komplett wieder zusammen. Es ist etwas chaotisch. A wohnt noch in Berlin, es gibt aber schon eine gemeinsame von ihm liebevoll hergerichtete Wohnung und die Hochzeit stand lange fest. Doch von der Kirche zum Ort, an dem gefeiert wird, müssen alle eine Stunde laufen. Um die Logistik hat sich niemand gekümmert. Im Schloß angekommen, ist nichts vorbereitet, das Paar richtet erst einmal den Saal her und deckt die Tische gemeinsam mit den Hochzeitsgästen.
C offenbart X ungefragt, daß ihn die Hochzeit nicht im geringsten jucke. Er warte ein paar Jahre ab, dann würde sich B sowieso von diesem Langweiler trennen.

Sommer 2006
B verbringt gemeinsam mit ihrer Tochter eine Woche Urlaub bei C.
Der zeigt mir stolz die Fotos gemeinsamer Unternehmungen. Ich gebe ihm scherzhaft-ernsthaft den Tipp, er solle die Finger von der B lassen, die sei schließlich frisch verheiratet. C wehrt ab. Nein, nein, das sei rein platonisch, sie verstünden sich sehr gut. Er sei auch oft in Süddeutschland bei ihr zu Besuch.

Silvester 2006
Ich bin auf Mallorca, die X beschreibt es mir im Nachhinein:
Zwischen B und C brennt nun ganz offen vor allen die Luft. C hofiert sie und ihre Tochter. Alle sehen: die drei sind wie geschaffen füreinander, spielen sich die Bälle zu und haben ungeheuer viel Spaß miteinander. A schickt das überdrehte Kind irgendwann mit Nachdruck ins Bett und gibt sich allein die Kante.
X ist sauer. Der Termin war ewig bekannt ebenso wie das Procedere: jeder hat etwas mit Liebe bereitetes für das Büffet mitzubringen oder einen anderen Beitrag zu leisten. B hat zwei gefrorene Torten von der Tanke mitgebracht.
Die offizielle Variante der Mènage à trois lautet so: B und C sagen: "Da ist doch nix!" Und A muß irgendwie zustimmen: "Wir verstehen uns doch alle wunderbar und meine Frau ist glücklich!"

Januar 2008
Ich telefoniere mit C. Er wirkt ruhelos und aggressiv. Flucht über seinen Job und seine Insel im Norden, die so übersichtlich ist, daß er keine Frau findet, die ihn interessiert. Er will weggehen, hat in der Stadt, in der auch A und B wohnen die Fühler nach einem Job ausgestreckt.
"Du willst in die Nähe von B ziehen?" Frage ich ihn gerade heraus. C wiegelt wieder ab. Er wolle nur Freunde in der Nähe haben und das Kind von B mag seinen Hund so und die B gibt ihm mittlerweile Gesangsunterricht und er müsse das einfach tun... Natürlich sei da nichts.

Drei Lösungen wären möglich:
Die Langweilige: A haut C eins auf die Nuss und bringt seine Frau in die Spur. B besinnt sich darauf, daß er mal ihr Traummann war und C vergegenwärtigt sich, daß man des Nächsten Weib und Kind nicht begehrt.
Die Langwierige: B weiß den liebevollen, treusorgenden und verbeamteten A immer noch zu schätzen und holt sich das wahre Leben bei C.
Die Katastrophale: C macht B dem A abspenstig. Die beiden Neurotiker B und C beginnen eine heftige Liebesbeziehung, die im Desaster endet.
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wieder einmal bestätigt...
wieder einmal bestätigt sich, dass sport eben doch...
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