11
Nov
2008

Mein neuer Friseur

stammt aus einem der Neu-EU-Staaten. Er macht seine Arbeit hervorragend und in wesentlich schnellerem Tempo als sein Vorgänger. Die Konversation mit ihm ist, ... nun ja ... anders. Also nicht, daß ich vom Mond komme, ich hatte schon den einen oder anderen schwulen Haareschneider. Aber dieser spricht sehr schnell, mit brachialem osteuröpäischen Akzent und nur über F..., F..., F... Und - so weit ich das eruieren konnte - nur mit männlichen Kunden und mit mir. Wenn vor mir eine Frau dran ist, redet er über die Kinder, Schule, Inneneinrichtung und ähnliches. Bei mir braucht er drei Sätze, dann ist er bei Buben mit schönen Ärschen, was ihm neulich im Tiergarten passiert ist und wer ihm mal den A... aufreißen soll, denn er sei schließlich ein Mädchen. Die ersten drei-viermal hatte ich Augen so groß wie Teetassen, der Mund blieb mir offen stehen und die abgeschnittenen Haarspitzen rieselten hinein. Später dann rettete ich mich in hysterisches Lachen. Heute wurde es interessant. Er erzählte von seinem neuesten Spusi, zwei Brandenburger Bauern, die gemeinsam einen Hof bewirtschaften und sich immer mal Abwechslung ins Haus holen. Er schwärmte von gesunden, natürlich muskulösen Körpern (Stichwort: Jungbauernkalender), jeder Menge Potenz, Offenheit, Neugierde und - Herzenswärme. Im Gegensatz zu den näheangstlichen städtischen Singles, die erstmal mit einer Ausschlußliste kämen, was alles nicht ginge, gar nicht ginge und überhaupt garnicht ginge.
Hach!

Wie sich die Zeiten ändern

Da KKM alles aufhob, was man noch für schwere Zeiten brauchen könnte, mußte mit der endgültigen Räumung von Haus, Garage und Gartenhaus jemand beauftragt werden, der ordentlich zupacken kann.
Es gab ein paar Kostenvoranschläge aus dem Märchenland, die sich daran orientierten, wie schick mein Leasingwagen ist und was ich deshalb wohl zahlen könnte und es gab eine knapp-realistische Einschätzung eines in der Nachbarschaft und Bekanntschaft gern beauftragten bosnischen Baukleinunternehmers.
Der übernahm den Job dann auch, schickte die Rechung an Vater und Onkel und dann hatte ich Streß.
Der Onkel gab, einfach um mal reinzuscheißen in den Vorgang, den er delegiert hatte, Zweifel kund, ob der Höhe des Rechungsbetrages. Ich intervenierte. Hatte ich doch mehrere Male informiert, daß die Menge der kalkulierten Container nicht ausreicht, die Rechung dadurch höher würde, aber sich an den kalkulierten Arbeitsstunden nichts ändern würde.
Nachdem das nach einer Woche ausgestanden war, verkündete mein Vater, er werde die Rechung dann bei seinem nächsten Berlinaufenthalt überweisen. Also in einer Woche. Wenn er es denn schaffe. Ich vertröstete den Bauunternehmer, der mich schon mehrere Male angerufen hatte. Schließlich hatte er über die Hälfte des Rechungsbetrages in bar an den Containerlieferanten vorgeschossen.
Eine Woche später suchte mein Vater die kontobetreuende Sparkassenfiliale auf und überreichte den Angestellten einen Überweisungsträger. Wiederum eine Woche später war das Geld immer noch nicht beim Empfänger angekommen.
Der war mittlerweile etwas unwirsch. Ich kontaktierte nochmals meinen Vater. Der wußte ja auch nicht, er hätte doch alles erledigt. Er würde sich gern darum kümmern, aber heute ginge das nicht mehr, morgen ginge es.
Ich war kurz vorm Schreianfall, weil mir das alles unsäglich peinlich war. Ich rief meine Mutter an und briefte sie, sie solle mit der Durchschrift des Überweisungsträgers in die nahegelegene Postfiliale gehen, diesen auf ein A4-Blatt kopieren und anschließend an mich faxen. Und zwar sofort, nicht erst morgen oder übermorgen. (Daß da eine Kopierer-Scanner-Druckerkombi im Haushalt steht, ist sinnlos, keiner kann sie richtig bedienen.)
Dann habe ich meine Kundenbetreuerin in der Sparkassen-Filiale drei Stadtviertel weiter angeschmeichelt und sie hat mal einen Blick auf das Konto geworfen. Das Geld ist nicht wieder zurückgekommen, dafür aber mit drei Tagen Verspätung rausgegangen. Ich bedankte mich hektisch und wortreich und bevor die gute Frau sich räuspern und mit mir über einen Rentensparplan, den sie mir angelegentlich verkaufen wollte, sprechen konnte, hatte ich aufgelegt.
Die Moral von der Geschicht? Komplett analog biste heutzutage der Arsch. Ich nehme mir jedenfalls vor, mich auch noch im 65. Lebensjahr den modernen Errungenschaften der Technik zu stellen.
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Kitty (importiert durch kittykoma) - 18. Okt, 16:03
wieder einmal bestätigt...
wieder einmal bestätigt sich, dass sport eben doch...
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