9
Jun
2008

Nachgeholt

Früher haßte ich Hängematten und Hollywoodschaukeln. Sie erzeugten Seekrankheit, mehr nicht.
Gestern abend bin ich auf einer Hollywoodschaukel eingeschlafen und wurde von dem mir am nächsten sitzenden Menschen immer mal wieder sanft ins Schaukeln gebracht.
Wie in Mamas Bauch.

4
Jun
2008

Drei Sekunden Haß

Auf eine Frau, die Mails grundsätzlich in Großbuchstaben schreibt, mich mit "meine Liebe" anredet, pro Zeile mindestens fünf Ausrufezeichen verwendet und erst das Leerzeichen und dann das Komma setzt.

Liebe Tante Alice!

So ganz kann ich die Geschichte nicht verstehen. Du stellst eine neue Chefredakteurin für deine Zeitung ein und schmeißt sie dann ganz schnell wieder raus. Gut, offiziell darf sie freiwillig gehen.
Die Frau sei überfordert. Sie habe zwei Kinder und einen kranken Vater, sei ohnehinschon wegen dieser Priorität später angetreten und fachlich nicht ganz bei der Sache und das ginge alles nicht.
Als dich ganz Deutschland anfeixte, weil du als führende Feministin dieselben Argumente benutzt hast, mit denen jeder sacktragende Abteilungsleiter Frauen dizzt, also d'accord mit deinem beliebtesten Feindbild warst, bist du umgeschwenkt.
Du hast ausgeführt, daß die Frau fachlich für diesen Job ohnehin nicht geeignet ist, nicht richtig eingearbeitet werden konnte und die vereinte Redaktion dermaßen das kalte Grausen ob der zeitungsmacherischen Unbedarftheit bekam, daß sie die Reißleine zog und dich zu Hilfe rief.
Variante 1 ist sehr macho. Schäm dich.
Variante 2 ist mädchen. Hach, wir verstehn uns so toll und wolln jetzt ein Projekt machen und wir haben auch schon ganz viel drüber geredet und sie trägt auch die selben Schuhe wie ich und wir mögen beide Prosecco auf Eis und laberlaberlaber, kicherkicherkicher. Und im Realitätstest ist irgendwann Zickenkrieg.
Liebe Tante Alice, jetzt reichts. Als ich mir vor Jahren erklären lassen mußte (ja, ich war so naiv!), daß du mit Männern garnix am Hut hast, aber Frauen dahingehend ideologisierst, wie sie mit Männern umzugehen haben, hab ich geschluckt und mir gedacht, ok., das muß wohl so sein. Revolutionäre sind halt immer etwas polarisiert.
Aber scheinbar entwickeln sich alte Lesben irgendwann in die Richtung von alten Männern. klopfen rechthaberisch mit dem Stock auf den Boden, wenn das Mittagessen nicht pünktlich um 12 auf dem Tisch steht und keifen herum, wenn sie jemand beim Angeln stört.

3
Jun
2008

Konstruktionsfehler

Roadster verleihen ihren Fahrern einiges an sex appeal. Man kann aber unmöglich Sex darin haben. Es sei denn, man ist Zwerg, Schlangenmensch, aus Gummi oder nimmt jede Menge Unbequemlichkeit und blaue Flecken in Kauf.

2
Jun
2008

...

Die Tage, in denen es auf Mittsommer zugeht, addieren sich für mich Jahr für Jahr auf dem Konto "Schönste Zeit des Lebens". Diese Zeit ist elektrisierend, positiv geladen und auratisch, so als wäre ich eigens dafür geboren worden. Ich schlafe wenig und wenn, dann tief und fest. Ich bin zwar manchmal müde, aber es ist nicht diese Trägheit, gegen die ich den größten Teil des Jahres ankämpfe. Sonne und Wärme tun das ihre. Es ist wunderbar, sich morgens einfach etwas anzuziehen, ohne sich Gedanken um die Außentemperatur zu machen.

Die Beobachtungen des Wochenendes.

Der Club der Visionäre ist viel viel voller als der Freischwimmer. Das hab ich noch garnicht mitbekommen. Letzterer ist nur noch dröge Gastronomie. Ersterer hat noch die Impro-Siff-Atmo des hippen Berlin.

Wenn die Seele weg ist, dann ist das Haus eines toten Menschen nur noch Herberge für seelenlose Dinge. Komisches Gefühl. Auch der Garten, der eine Woche vor und nach ihrem Tod geflaggt hatte: Rhododendrom, Apfelblüten, Tulpen, Rosen, Vergißmeinnicht, ist nur noch eine trockene Wüste.

Drei Mokkaservices! Drei!

Eine Hauseinweihung. Ein Greifswalder Studienjahr Geologie der 90er, mittlerweile in alle Winde zerstreut, kam aus Norwegen, Schweden und der Schweiz wieder zusammen. Sie hatten Frauen und Kinder dabei und bauten sich Zelte unterm Apfelbaum.

Ein "böser" Geburtstag. Viele wunderbare Menschen. Ein endloser Nachthimmel über der Dachterrasse. Wie kann jemand so viel Liebe generieren?

Immer noch Skrupel, Gegenstände aus Kristall einfach wegzuwerfen.

Wennse noch een Stück altet Westberlin sehn wolln, jehn se auffe Wiese am Halensee. Nackte alte Säcke zu Haufen.
Sie sehen Sachen, die sie eigentlich nie gesehen haben wollten. Man möchte ihnen immer Geld in die Hand drücken mit den Worten: Guter Mann kaufense sich ne Turnhose, n Hawaiihemd und Thrombosestrümpfe, so nackich is doch ungesund.

Allein auf der Dachterasse sitzen und in den Himmel schauen, während der Kerl nebenan schon ins Koma gefallen ist, ist auch nicht verkehrt.

28
Mai
2008

Strickbloggerinnen

AAAAHHHHHH!!!!! Jetzt häkeln sie schon wieder Klorollenbezüge!

Das Leben der anderen

Kaffee mit einem Klienten, der wiederum befreundet ist mit anderen, ehemaligen Klienten.
Ichso: Wie gehts denn X.? Und vor allem seiner Frau?
Erso: Der Frau gehts gut, die hat den Krebs endgültig überstanden.
Ichso: Ach, das freut mich.
Erso: Und der X. hat jetzt dafür wieder mit zocken angefangen...

Nachtrag:
Der letzte, leicht dahingesagte Satz überraschte mich nicht. Ich überspielte, daß der Fakt neu für mich war. Aber nun wußte ich, daß mein Gefühl nicht mich getrogen hatte all die Jahre. Der X. war von Anfang an ein Typ, von dem man sagt: "Der ist nicht echt." Er konnte schmeicheln und Komplimente verteilen. Hatte eine nette, welpenhafte Art und konnte einem doch nie in die Augen sehen. Nach ein paar Monaten war ich verstrickt in ein Netzwerk von Freunden, Erwartungen und Dankbarkeitsverpflichtungen.
Bei den ersten Projekten fiel mir auf, daß X. log, daß sich die Balken bogen. Danach gewöhnte ich mir an, jede Auskunft von ihm zu überprüfen und meine Kunden diskret darauf hinzuweisen, daß Sonderkonditionen jeder Art vorher mit mir abzusprechen waren.
Dann wurde er Vater und heiratete kurz darauf. Ich lernte seine Frau kennen, tough, und kompetent, mir war völlig unverständlich warum sie sich so ein krummes Jungchen ans Bein band. Das Kind war von Anfang an ein Problemfall. Es schrie Tag und Nacht, schlief kaum und hatte später schwere Neurodermitis.
Ich verlor die beiden bald aus den Augen, weil er die geschäftliche Verbindung trennte, er fühlte sich von mir nicht genügend gefördert. Ab und zu wurde mir etwas zugetragen. Zweites Kind. Erstes Kind wieder halbwegs gesund. Immer wieder Karriereanfänge. Immer wieder Geldnot. Frau kurz vorm Karrieredurchbruch, dann brachen die Projekte doch weg. Wieder Geldnot. Die Frau bekam Krebs. Operation und mehrere Chemotherapien. Die Kollegen sammelten Geld zur Unterstützung.
Ich wußte nicht, daß sie sich die letzten zehn Jahre damit beschäftigt hat, seine Schulden zurückzuzahlen, die er immer wieder machte. Bei seinem letzten Rückfall hat er eine Bank eingewickelt und sich einen hohen Kredit auszahlen lassen. Das Geld ist komplett weg. Sie hat ihn rausgeschmissen und er ist in Therapie. Mit wenig Aussicht auf Erfolg, aber mit dem unbedingten Willen, zu seiner Familie zurückzukehren.
Codependenz. Und nicht nur seine Frau hat ihn gedeckt, sondern sein ganzer Freundeskreis, der Bescheid wußte. Heftig.

27
Mai
2008

IchauchIchauchIchauch

Da der Herr Glam und der Herr Lucky über ihre außerordentlich schönen Balköne berichteten, sehe ich mich auch zu einem Blumenpost genötigt. Auf meinem Balkon stehen aber noch die vertrockneten Stauden vom Winter und der Bambus hat auch schon einmal bessere Tage gesehen.
Dafür ziert meine Wohnung seit heute morgen das
rose
HeMans altenglische Rosen blühen in voller Pracht und sie duften unglaublich...

Finessen der Wortwahl

Die Gardinen, wir erinnern uns.
Ich stehe ganz oben auf der Leiter und habe den schönen Dederonschtor* (O-Ton Omma) in der Hand. Um die Nupsis am Vorhang in die Gardinenschiene miepeln zu können, muß ich das Ende nach unten fallen lassen. Auf dem Fensterbrett stehen aber jede Menge Blumentöpfe, die Kind und Mutter wegräumen müßten, sonst gibts ein Desaster.
Könnt ihr mal die..., die... Mir fällt das Wort nicht ein. die ... Ah ja, es fing mit K an! die Kacktüten wegräumen?
Volltreffer.
kacktueten

*ältere Menschen erinnern sich vielleicht, daß Nylon in der größten DDR der Welt Dederon hieß...

26
Mai
2008

Dialoge 6

Wir gehen über die Kreuzung vom Auto zur Haustür.

Er: Mein Gott, seit einem Jahr bauen die an der ausgebrannten Wohnung, als würden sie das ganze Haus ausbauen.
Wir stehen am Straßenrand. Es ist rot für Fußgänger.
Ich: Ja, das ist aber nicht nur die ausgebrannte Wohnung. Letzte Woche habe ich ...
Er geht schräg über die Straße, die Autos sind gerade im Wegfahren und läßt mich mitten im Satz stehen.

24
Mai
2008

Gestern abend

Münzsalon. Eine Vor-Hochzeitsgesellschaft lernt sich kennen. Leipzig meets Aschaffenburg meets Medienbranche. Einer der Servicemenschen trägt ein modisches Hütchen. Pete-Doherty-like, aber knatschgrün, mit gelber Kordel. Ein alter Herr aus Aschaffenburg, winkt ihn heran:

Haben sie mal einen Moment Zeit?
Nö.
Ich wollte sie nur was fragen.
Machense.
Sind sie der Hausmeister?
Hä?
Sie machen immer die Tür auf, wenns klingelt.
Na und?
Und sie tragen so einen Hut.

Wortloser Abgang des hippen Berlin-Mitte-Typen.
Brüllendes Gelächter im Auditorium.
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The Diary of Kitty Koma

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Deshalb. Letzter Abschnitt.
Deshalb. Letzter Abschnitt.
kittykoma - 7. Nov, 23:29
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cabman - 7. Nov, 21:33
Es ist vollbracht
Kitty und ihr Tagebuch sind wieder an die alte Adresse...
Kitty (importiert durch kittykoma) - 18. Okt, 16:03
wieder einmal bestätigt...
wieder einmal bestätigt sich, dass sport eben doch...
Huehnerschreck - 6. Apr, 10:21
Einmal im Jahr
muß sein. 2007: angebrochene Rippe im Wanderurlaub. 2008:...
kittykoma - 4. Apr, 20:44
Ich will auch einen Staubsauger...
Ich will auch einen Staubsauger mit dem die Hausarbeit...
Steffi (Gast) - 8. Mai, 06:45
Saure Eier
Bei uns gehen Saure Eier etwas anders. Mit Butter in...
Schwaka (Gast) - 17. Feb, 14:20
another feuchtgebiet...
spätpubertäre literaturwunderkinder - siehe...
kittykoma - 6. Feb, 13:43

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