16
Dez
2008

Dies und Das

Manchmal begegnet man Menschen, bei denen man nach kurzem Überlegensmoment weiß: Oh Scheiße, das könnte ich sein!
Ich belästige selten andere Menschen mit unausgegorenen Gedanken, was allerdings auch heißt, dass ich dazu neige, meine Mitmenschen vor vollendete Tatsachen zu stellen. Vermittelnde Kommunikation ist nicht so unbedingt meine Stärke. Wenn ich ängstlich oder unsicher bin, habe ich die Angewohnheit, allem und allen im Weg zu stehen. Ich werde dann extrem langsam, zögerlich und sperrig. Schnellere Zeitgenossen sind dann sehr schnell genervt von mir, weil ich alles blockiere. Ich kann aber nicht anders, wenn ich Tempo machen würde, hätte ich Angst, den Halt zu verlieren. Aber das nur am Rande.
Deshalb ich darauf komme? Der Haushüter, der gestern Abend hier eingezogen ist, hat ähnliche Verhaltensweisen wie ich. Wie das so ist, wenn man sich selbst sieht, wird man erst richtig kiebig.
Er ist zwar da, dann ist er aber auch wieder weg. Keiner der Gäste (ich bin hier nicht die einzige) hat ihn je zu Gesicht bekommen. Die Leute wollen aber die eine oder andere Auskunft von ihm. Er hat sich nicht vorgestellt, er ist nicht greifbar. Trotzdem ist er ungeheuer präsent. Schon an dem Tag, an dem er ein paar Absprachen mit den Gastgebern traf, parkte sein Auto quer vor der Toreinfahrt. Mir fiel das nur nicht so auf, weil ich zu Fuß unterwegs war. Gestern Abend stellte er mir den VW-Transporter direkt vors Haus. Hier ist eigentlich genug Platz. Heute Nachmittag stand sein schrottiger Golf quer vor der Einfahrt meines Carports. Ich stellte mich so hin, dass er eigentlich merken musste, dass er meinen Parkplatz versperrt. Als andere Urlaubsgäste bei ihm klopften, öffnete er nicht, obwohl er da war. Als er das Haus verließ, stürzte er sofort zum nächsten Auto (die Gastgeber haben einen großen Fuhrpark) und fuhr los, bevor ich noch mit ihm sprechen konnte.
Ich begreife langsam, wie diese üblen Nachbarschaftsstreitereien entstehen, die Gerichte bis in die letzte Instanz beschäftigen.
Und was lerne ich daraus? Immer schön kommunizieren. Das bildet Vertrauen.

In den Blogs tauchen die ersten Jahresrückblicke auf. Oh weh, das wird bei mir eine heftige Geschichte.

Ich bekomme Muffensausen. Irgendwie war das alles so einfach und folgerichtig. Da ich nur noch in meinem Loft arbeite und weniger als 50 % der Fläche überhaupt benutze, werde ich es aufgeben. Nach kaum einer Woche ist es schon wieder vermietet. Noch nie ist mir mein Loft so schön und angenehm erschienen. Das übliche eben. Immer auf der anderen Seite der Tür sein wollen. Wenn ich wieder zurück bin, werde ich eine Menge organisieren müssen. Zwei Monate sind eine kurze Zeit.

Das mit der Sonne müssen wir noch üben. Mein iPhone-Wetterbericht sagt, dass es erst Ende der Woche wieder Sonne gibt. Immerhin habe ich es heute ungefähr 1 h geschafft, in der Sonne zu liegen. Allerdings erst gegen 4:00 Uhr nachmittags, und da steht sie dann schon so schräg, das sie gegen den Wind kaum noch ankann. Dann heißt es entweder braun werden und frieren oder anziehen und weiß bleiben. Das sind Luxusprobleme, was?

Sch...!!!!

Heute Morgen bin ich um 8:00 Uhr blitzartig aus dem Bett gesprungen. Die Sonne schien! Nach dem gestrigen Regentag, den ich an einem völlig verlorenen Strand verbrachte, wo es von oben regnete und von unten die Salzluft stäubte (eine gute Therapie für meine Bronchien) brauche ich nun endlich wieder Sonne. Schließlich möchte ich mit einem deutlich sichtbaren Bikini auf der nackten Haut zurückkehren. Ich frühstückte, erledigte die wichtigste Korrespondenz, zog meinen Bikini an und da war die Sonne weg. Noch immer hängt eine fette Wolkenfront über den Bergen.
Momentan ist die Stimmung in meinem Quartier sowieso nicht so sonderlich gut. Die Gastgeberfamilie ist auf Urlaub nach Deutschland gefahren und hat einen Kumpel ins Haus einquartiert. Der hat als erstes eine VW Transporter direkt vor meinem Fenster geparkt (mein Bergblick!), heute Morgen die Hunde rausgelassen und ist verschwunden. Die Hunde sind nicht glücklich. Sie suchen und bellen. Die interessant gefärbte Katze wollte gestern bei mir unterkriechen. Katzen merken immer sehr schnell, wenn jemand aufbrechen will. Meine Katze ist immer schon krank geworden, wenn ich die erste Kiste für den Umzug packte.
Ich glaube, ich werde mal den Warmduscher-Strand im Süden aufsuchen, vielleicht kommt ja die Sonne raus.

*Grummel*

14
Dez
2008

Wandern mit Kitty Heute: Der Weg ist das Ziel

Beim diesjährigen Aufenthalt auf der Insel hatte ich nicht nur eine blödsinnige Touristenkarte bei mir, sondern habe mir einen Wanderführer angeschafft. Der ist, wie es mir scheint, tatsächlich für Anspruchsvolle gemacht, den ich hänge in den angegebenen Zeiten immer satt hinterher und was als einfache Tour, die auch für Omas noch machbar ist, beschrieben wird, ist nicht so ohne.
Gestern hatte ich eine Steilküstentour ausgesucht, die zu einem einsamen Sandstrand führen sollte, zu einem mit hellem Sand noch dazu, was auf einer Vulkaninsel eher selten ist.
Ich begann meine Wanderung an einer Ansammlung von Häusern vor einem Stück Strand zwischen hohen Felsen, die Bewohner müssen vom Lärm der Wellen längst taub sein. Und doch gibt es diesen Ort schon sehr lange, früher haben die Leute dort mit Fischerei ihren Lebensunterhalt verdient, sicher wurde auch das eine oder andere wertvolle Treibgut an Land gezogen, wenn die ganze Bevölkerung nicht mal eben von Piraten gekillt wurde. (Man darf nicht vergessen, dass die Kanaren für die spanische Flotte die letzte Station vor Amerika waren, um Wasser und Essen zu fassen. Umgekehrt wohl auch, wenn sie mit Gold zurückkamen.)
In der Nähe des Örtchen sah es aus wie überall in Spanien. Nach Bautätigkeit heißt es nicht etwa: Ich schaufele ein Loch, kippe meinen Bauschutt rein und schütte es wieder zu. Sondern: Ich schmeiße meinen Mist an den Rand vom Grundstück, wenn ich weit genug schmeiße, fällt er vielleicht die Steilküste runter. Nach dem Verlassen der zivilisierten Gegend lief ich an einer wilden Steinküste entlang, meinen verstopften Bronchien bekam das zerstäubte Meerwasser sehr gut.
kante
Es gab Brüllen, Knallen, Rauschen, Dröhnen satt und dazu jede Menge Sonne und scharfen Wind. Wind zumindest, bis man in einer Erosionsrinne verschwunden war, in der Windstille war es sofort knallheiß.
Dann irgendwann gab es an der Kante keinen Weg mehr. Mir war das schon längere Zeit nicht ganz geheuer, weil die Kante so unterhöhlt war, teilweise waren auch schon Stücke abgebrochen. Der nächste Teil der Route führte auf halber Höhe die Berge entlang.
panorama1
Irgendwie habe ich Depp den Weg verpasst. Ich musste unbedingt unten an der Küste noch nach einer Höhle schauen, in der tatsächlich Leute lebten, sie hatten ein Windgenerator, eine Antenne, jede Menge Angeln und einen Jeep vor der Haustür. Und so trappelte ich denn über Stock und Stein, also mehr Stein als Stock.
hang
Zu Trainingszwecken empfiehlt es sich, auf einem Eisenbahndamm spazieren zu gehen. Kurz bevor es wieder hinunter zur Küste ging, fand ich dann auch glücklich den Weg wieder. Da hing mir dann schon die Zunge bis in den Staub.
Der angeblich wunderschöne helle Sandstrand lag im Schatten, war von den Wellen fast geflutet und der Sand war schwarz. Einige klügere Menschen waren mit ihren Autos dorthin gefahren. Dazu gab es jede Menge des unvermeidlichen Plastikmülls. Ich verschnaufte mich ein wenig, drehte ein kleines Video, das ich hier aber nicht einstellen kann, weil ich das Format umrechnen müsste - außerdem ist es langweilig - und so kehrte ich um.
Der Rückweg ging trotz stark starkem Gegenwind recht schnell, jetzt ging es ja auch über einen Weg. Mit letzter Kraft erreichte ich einen Aluminiumsstuhl in der Strandbar. Ich röchelte wie ein Schiffbrüchiger: "Un cortado por favor!!!"
ajui
Und bevor ich am frühen Abend ins Bett krachte und 12 Stunden schlief, erfreute mich der häusliche Strand mit diesem Sonnenuntergang:
sundown1
Zu Hause isses doch am schönsten!

Kochen mit Kitty Heute: Schlampf á la Espana

Andere sagen hochgestochen Soulfood dazu, ich nenne es Schlampf, man kann es schlabbern und mampfen. Es sollte beim Zubereiten möglichst wenig Konzentration und viele gängige Zutaten erfordern, prägnant schmecken, dabei alle Bedürfnisse von Magen und Ego erfüllen (sauer, salzig, süß, scharf, mit Biss und zugleich weich, fettig, kalorienreich und doch in Unmengen essbar, vor allem in liegender Position, ohne zu kleckern und zu krümeln).
Das fiel mir vor vier Tagen ein, als ich hustend und schniefend mein Zimmer hütete:
schlampf
Schlampf zu fotografieren, macht eigentlich keinen Sinn, da er aussieht, wie schon einmal gegessen.
Man nehme:
eine Dose Thunfisch,
eine rote Paprikaschote,
eine Gemüsezwiebel,
3-5 Knoblauchzehen,
Öl, Salz, Pfeffer, scharfer Paprika, weißer Weinessig, Zucker

Knoblauchscheibchen und grob gewürfelte Zwiebel in Öl anschmoren, nicht zu braun, eher glasig werden lassen, relativ schnell den Zucker dazu geben, damit er karamelisiert. Dann Paprika, Salz und Pfeffer zugeben. Die gewürfelte Paprikaschote erst gegen Ende unterheben, sie soll noch Biß haben.
Den Thunfisch abgießen, den Inhalt der Pfanne unterheben und mit Weinessig so abschmecken, dass es fast einen Tick zu sauer ist. Das zieht in den nächsten Minuten ein und ist dann genau richtig.
Ich habe heute dazu mit Brühwürfel gekochten Langkornreis gegessen, über den ich satt süße Chilisauce gekippt hatte.
Was übrig ist, kann gut durchziehen und schmeckt auch noch in drei Tagen ziemlich gut.
Als Dessert empfiehlt sich ein spanischer Danone-Joghurt, möglichst Geschmacksrichtung Kokos oder Vanille. Hier ist garantiert keinerlei Naturprodukt an der Herstellung beteiligt. Er sieht aus wie seine Plastikverpackung und schmeckt undefinierbar aber nach mehr.

12
Dez
2008

Naturkunde mit Kitty Heute: Berge

Dank Hüpps-Medinight ging es mir heute Morgen doch sichtlich besser. (Ich habe das Zeug zum ersten Mal genommen, da sind ja 600 mg Paracetamol in einer Portion, davon wird selbst ein Pferd gesund.)
Ich stand sehr früh auf, um den Hausberg zu besteigen. Er hatte mich schon seit einigen Tagen gereizt, weil er relativ unkompliziert aussah. Große, flache Flanken führen nach oben, das sollte zu schaffen sein, mehr als 200 m Höhenmeter waren es sowieso nicht.
Der Marsch begann.
berg0
Das spannende an den Bergen im Süden ist, dass man ihnen den Vulkan noch sehr ansieht. Beim Marsch nach oben ließ sich wunderbar beobachten, wie eine Kalkschicht nach oben gedrückt wurde, Magma darüber geflossen ist und der Kalk teilweise zu Marmor gepresst wurde. Der Schutt war streckenweise weiß und bröckelig, teilweise sah er aus, als käme er gerade aus einem Hochofen, dann wiederum lag 1A Eisenbahnschotter herum.
An den Seiten des Berges waren noch Schluchten zu sehen, in denen Nebenkrater entstanden waren und viele Berge krönt eine Haube aus hartem Stein. Die Lava, die im zentralen Vulkanschlot erstarrt ist und langsamer als das umgebende Gestein zerfällt.
Nachdem ich hinaufgeschnauft war, sah ich zu meiner großen Freude, dass zwei weitere Berggipfel, die mir schon von weitem aufgefallen waren, durch einen schmalen Grat mit dem Berg verbunden waren, auf den ich gerade gestiegen war.
berg1
Und so wurde aus einem "ich geh mal gerade eben vorm Frühstück aufn Berg" doch eine längere Wanderung. Irgendwann kam auch kurzerhand die Sonne heraus, denn die letzten Tage waren allzu trübe. Der Grat, der die Berge verband, war schmal, ich bewegte mich im Schneckentempo vorwärts, denn so früh am Morgen bin ich noch nicht so recht schwindelfrei.
berg2
Und dort, vielleicht 15 Höhenmeter unter dem Gipfelkreuz, musste ich leider kapitulieren. Das letzte Stück bestand aus mannshohen Steinen, die ich hätte erklettern müssen. Das war nicht sehr anspruchsvoll, aber ich trug an der rechten Hand weder Verband noch Handschuh und zum Festhalten am rauen Stein ist die Haut auf den wichtigsten Fingern noch viel zu dünn. Auch wenn mein Ehrgeiz mich gepiekt hat, mit so einem Handikap allein auf einem Berg herumzuhangeln, das wäre schlichtweg blöd gewesen.
Außerdem war es etwas weiter unten wesentlich windgeschützter. Die Surfer konnten heute jubeln, der Wind hat mich manchmal fast von den Füßen gehoben.

PS.
Ein Sonnenbad am späten Nachmittag brachte mich dann zu der Erkenntnis, dass Bikinifigur früher war.

Und nochmal PS.
Das ist der Berg aus einer anderen Perspektive.
bergfern
Ich habe wirklich vor dem allerletzten kleinen Nippel erst aufgegeben. Isch schwör!

11
Dez
2008

Naturkunde mit Kitty heute: Tiere

Immerhin, heute habe ich zumindest einen Ausflug mit dem Auto hinbekommen. Zur Spitze der Insel, weil ich mich dort mit den Geschäften etwas besser auskenne und das Angebot nicht ganz so, nun ja, prollmäßig ist. Timezone ist dort, No Work Team und Clean Ocean Project zwei Orte weiter. Dort gibt es Shorts und T-Shirts, die nicht jeder mit sich herumträgt. Schließlich steht Weihnachten vor der Tür. Während sich im Süden die dicken Deutschen tummeln, sind im Norden die rotgesichtigen, Cockney sprechenden Engländer unterwegs.
Auch in dieser Gegend, die ich mit zwei Jahren Abstand mittlerweile romantisch verklärt hatte, hat sich einiges verändert. Mein Lieblingseis schmeckt nicht mehr wie früher. Die Karamellsauce fehlt. Mein Lieblingsladen hat geschlossen. Der Bhudda-Räucherstäbchen-Laden führt keine Tücher und Schals mehr. Veränderung tut immer weh.

Nun möchte ich in der Vorstellung des mich umgebenden Zoos fortfahren.
Die französische Bullterrierin ist eine französische Bulldogge. Davon lässt sich leider überhaupt keine weibliche Form ableiten.
bullldog
Außerdem muss ich noch etwas klarstellen. Sie pupst nicht, sie atmet. Das klingt nur gleich. Wenn man ihr etwas Aufmerksamkeit schenkt, plumpst sie sogleich um, damit man ihr besser den dem Bauch streicheln kann. Dann grunzt sie umso lauter.
bulldog2
Wenn nun die interessant gefärbte Katze die Szene beobachtet
cat
kann es durchaus zu kleinen Rangeleien um die streichelnde Hand kommen.
catndog
Es gibt auch noch eine rauchfarbene Perserkatze, die auftaucht und verschwindet wie ein Gespenst. Deshalb habe ich sie noch nicht fotografieren können.

10
Dez
2008

...

Brian, the Brain, wie ich mein Gehirn gerne nenne, hat gerade von seinen Kumpels und Kollegen Körper und Unterbewusstsein tierisch eins auf die Nuss bekommen. Brian hat kräftig am Reiseprogramm gebaut. Der Wecker stand heute Morgen auf 6:00 Uhr, an der Stiefel standen bereit, ich ging früh ins Bett und wollte heute Morgen auf einem Berg stehen um mir in der Morgenkühle die Landschaft anzusehen. Am Nachmittag war dann Sonnenbad geplant, ich hatte mir auch schon die richtige Strandburg dafür ausgesucht.
Heute Nacht nun überfiel mich hohes Fieber, sehr selten bei mir, mit Hecheln und Herzklopfen lag ich schlaflos unter meiner Decke, um dann in der Morgendämmerung im Komaschlaf zu verfallen. Klare Botschaft: Runterkommen! Einfach mal alles hängen lassen, nicht planen, nicht funktionieren. O.k. Dann mach ich das.
Zum Verlassen des Hauses bin ich heute sowieso nicht in der Lage. Ich schaue immer mal, was die Kundschaft so will und wenn das erledigt ist, gehe ich wieder schlafen.
Aber ich habe zumindest versucht, die Hunde zu fotografieren. Die Bullterrierdame hat sich heute leider noch nicht gezeigt, aber die beiden anderen haben eine gute Stunde vor meinem Häuschen gespielt.
hundespiel
Die blonde Boxerin war entsetzlich neugierig, wer seine Nase überall reinstecken muss, bekommt auch ein blödes Foto.
helena
Die Dogge ist so groß, dass ich sie kaum ganz aufs Bild bekommen habe.
bigdog

9
Dez
2008

Kitty on the Moon

Jetzt bin ich also dort, wo ich mich seit zwei Monaten hin gewünscht habe. Die Luft hat 23°, wenn die Sonne scheint, es ist windig und im Schatten kann es recht kalt werden. Also astreines Wüstenklima. Um mich herum sieht es auch abwechselnd aus wie nach einer Atomkatastrophe oder auf dem Mond. Berge, die aussehen wie Abraumhalden (von Vulkanen nämlich, manchmal sind die Krater noch wunderbar zu sehen) und dann wiederum feinster Saharasand, bewachsen von magersüchtigen Pflanzen. Den größten Teil des Tages bewege ich mich mit meinem kleinen Auto in einer Staubwolke vorwärts. Dort, wo ich wohne, gibt es nur Schotterpisten.
Mein kleines Häuschen wird von drei Hunden bewacht. Einem kleinen, pupsenden französischen Bullterrier, einem blonden Boxer und einer deutschen Dogge, deren Schulterblätter sich auf Höhe meines Bauchnabels befinden. Mitunter gibt sich auch eine interessant gefärbte Katze die Ehre, die dann einige Stunden auf der Bank vor meinem Haus schläft.
Ich alter Pessimist habe mir schon vor der Abreise gesagt, wenn ich mich so auf den Urlaub freue, kann das eigentlich nur schief gehen. Die Befürchtung ist nicht ganz eingetreten. Allerdings ernähre ich mich momentan von Rotwein und Knoblauch, weil ich mich irgendwann auf dem Weihnachtsmarkt erkältet habe.
Deshalb habe ich bisher auch nur die Zehen ins Wasser gestreckt. Ansonsten habe ich mir die Zeit damit vertrieben, in der Apotheke Aspirin und Halstabletten aufzutreiben und in diversen grausigen Läden, die von Indern betrieben werden, nach einem Schal zu suchen. Aber im Moment hat man nur Fertigprodukte im Angebot: Tücher, schon zu Röcken genäht und fertig gebundene Piratenkopftücher. Ich habe in Jandia Playa so viele hässliche Deutsche gesehen, dass es auch für das nächste Jahr reicht. Fette Frauen in Shorts und schnauzbärtige Männer mit Socken in - bitte festhalten - Crocs.
Aber Gott sei Dank bin ich nicht auf diese Gesellschaft nicht angewiesen. Die Menschen in meiner unmittelbaren Umgebung sind ziemlich cool.
Gestern Abend hat mich die Insel bereits gebührend empfangen. Ich fuhr etwas skeptisch zu dem Fischrestaurant, dass der einzig bemerkenswerte Platz im nächstgelegenen Ort ist. Was mich empfing, war atemberaubend: eine Steilküste mit spritzender Gischt, ein blutroter Sonnenuntergang über dem Meer, durchzogen von schwarzen Wolken und dazu der genialste gebratene Fisch, den ich je gegessen habe. Zudem mit einem genialen Preis. Als ich auf der Karte las, Seezunge für 8,50 €, hielt sich das zunächst für einen Scherz oder für eine 100 g Portion. Es war tatsächlich eine ganze Seezunge.
Ich laufe derzeit etwas absurd durch die Gegend. An der rechten Hand trage ich einen weißen Baumwollhandschuh. Das fördert die frische Haut auf den Fingern mehr als der dicke Verband und Pflaster vertrage ich nicht, wie lösen die Haut wieder auf. Ich bewege mich noch immer so vorsichtig wie ein Krebs, der gerade seinen alten Panzer abgeworfen hat.
Und heute gehe ich früh ins Bett, damit ich morgen den Sonnenaufgang mitbekomme.

4
Dez
2008

Die Elixiere des Mantelträgers

Im Bus vom Kudamm zum Hermannplatz. Auf der Bank übern Gang neben mir sitzt rotzend und krächzend ein erkälteter Mantelträger. Vatityp. Halbglatze, etwas dicklich, könnte 60 Jahre alt sein, ist aber wahrscheinlich 15 Jahre junger, spricht einen schlecht verborgenen Dialekt, schwäbisch, badisch oder aus Richtung Saarbrücken. Nachdem er seine Stimmbänder frei geschaufelt hat, beginnt er zu telefonieren. Ich lege irgendwann die Zeitung weg, weil ich einfach zuhören muss.
Zuerst geht es um eine Wohnung für eine Seele und deren Finanzierung. Ob 3 oder 4 %, da wäre man sich noch nicht so sicher, da soll auch keiner über Gebühr daran verdienen. Die Wohnung wäre schön, wenn die Seele Angst hätte, daß dort jemand einsteigen könnte, würde eine Feuertür aus Stahl Abhilfe schaffen.
Den Anfang des nächsten Gespräches verpasste ich leider. Ich spitze erst die Ohren, als ich höre: "Sie hat am Wochenende ihren Eisprung und außerdem ist sie gerade ziemlich gut drauf. Sie wissen ja wie das ist, wenn man eine Familie gründen will. Das ist nicht so einfach. Wenn das jetzt nicht klappt, dauert das wieder Monate."
Dann begrüßte er einen Markus mit den Worten: "Na, mitten in der schweren Arbeit für die erste Million?" Das Gespräch ging weiter und beschäftigte sich mit Rechtsformen für Gesellschaften, ob GmbH oder AG und was besser wäre, vor allem im Hinblick auf Kapitalbeschaffung und ob 2009 ein gutes Jahr werden würde. Dann ging es wieder um die Seele. Sie hätte kürzlich ein Gespräch gehabt, mit einem alten Herrn (den Namen habe ich vergessen), zusammen mit einem Mediator und Aufpassern. Sie hätte in diesem Falle eine ganz feste Meinung. Sie würde immer sagen: "Ich weiß nicht." Außerdem würde sie jedes Gespräch, wenn man der Meinung wäre, man hätte sie grade rum gekriegt, beenden und dann um Bedenkzeit bitten. Aber er wäre ja ein nachsichtiger, freundlicher und geduldiger Mensch. Dann gab es ein bisschen Telekom-Schelte, es wäre ja jeder unzufrieden mit der Telekom und dann kam der Satz: "Weißt Du schon? Engel ist raus." Sie wäre zum Hauptbahnhof gefahren und hätte auf dem Weg dorthin noch ein paar SMS geschrieben, ob sie nicht wieder zurückkommen könnte, dann wäre sie nach Paris gefahren. Von da hätte sich noch ein paarmal gemeldet. Doch seit ein paar Tagen ist Funkstille. Nichts mehr. Er hätte in ihr Mail Postfach geschaut, da hätte er noch Zugriff, aber nichts, keine Korrespondenz. Als ob sie tot wäre. Ja, nächste Woche hätte sie Geburtstag, das wusste er.
Dann packte der Mann sein Telefon in seinen Mantel, nahm seine Aktentasche und stieg am Springergebäude aus.
Hörner hatte er nicht.

3
Dez
2008

HRMPF!

Da hatte ich mir die Zeit so wunderbar organisiert und aufgeteilt. Die Datensicherung für alle PCs ist heute fertig geworden, der Postberg wird immer kleiner und sollte bis heute Abend abgearbeitet sein. Meinen Koffer wollte ich bis morgen Mittag mit wunderbaren Sommer- und Strandsachen gefüllt haben.
Den Freitag hätte ich dafür Besorgungen frei und ich könnte ein paar Weihnachtsgeschenke auf den Weg bringen, nicht zu vergessen das unbedingte besorgen von Urlaubslektüre. Am Samstag dann der 65. Geburtstag meiner Eltern und der Sonntag ist frei zum partnerschaftlichen vertändeln.
Nun steht ganz oben auf der Liste: Wohnung aufräumen. Richtig.
Mein Vermieter war nicht amüsiert, dass ich Ende Februar das Loft aufgebe. Über Weihnachten besichtigt kaum jemand Wohnungen oder fällt die Entscheidung, umzuziehen. Deshalb hat er einen Makler beauftragt, so schnell wie möglich Besichtigungstermine anzusetzen. Die dann auch noch in meinem Urlaub stattfinden, was mir nicht so passt, aber man möchte ja kooperativ sein.
In den letzten Monaten ist mein Loft, wie das so ist, wenn man eigentlich dort nicht mehr wohnt, ein wenig zum Abstellplatz geworden. Außerdem möchte ich schon seit einem guten Jahr meinen begehbaren Schrank aufräumen. Bei dem guten Vorhaben ist es auch geblieben. Jeder, aber auch jeder wird in diesen Schrank sehen wollen, weil ich ihn eigentlich mit abgeben will.
Dann werde ich am zweiten Advent auf der Leiter stehen und Pullover stapeln. :-|
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Deshalb. Letzter Abschnitt.
Deshalb. Letzter Abschnitt.
kittykoma - 7. Nov, 23:29
Warum?
cabman - 7. Nov, 21:33
Es ist vollbracht
Kitty und ihr Tagebuch sind wieder an die alte Adresse...
Kitty (importiert durch kittykoma) - 18. Okt, 16:03
wieder einmal bestätigt...
wieder einmal bestätigt sich, dass sport eben doch...
Huehnerschreck - 6. Apr, 10:21
Einmal im Jahr
muß sein. 2007: angebrochene Rippe im Wanderurlaub. 2008:...
kittykoma - 4. Apr, 20:44
Ich will auch einen Staubsauger...
Ich will auch einen Staubsauger mit dem die Hausarbeit...
Steffi (Gast) - 8. Mai, 06:45
Saure Eier
Bei uns gehen Saure Eier etwas anders. Mit Butter in...
Schwaka (Gast) - 17. Feb, 14:20
another feuchtgebiet...
spätpubertäre literaturwunderkinder - siehe...
kittykoma - 6. Feb, 13:43

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