exkurs

29
Apr
2009

23
Apr
2009

Ich kotze gleich

Vor drei Tagen flattere eine Vorankündigung für einen ZDF-Sonntagsfilm ins Haus: "Liebe, Babys und der Zauber Afrikas".
Auf dem Postkärtchen dominiert zunächst eine Giraffe und die Savanne, unten reihen sich perlenschnurartig nette Fotos: blonde mittelalte Darstellerin mit Negerbaby im Arm, blonde mittelalte Darstellerin auf bayerischem Familienfest, blonde, mittelalte Darstellerin umarmt strahlend resches Mannsbild, brünette jüngere Nebendarstellerin gibt Leopardenbaby das Fläschchen.
Warum protestiert niemand? Jeder männeraffine Film, von Gebühren finanziert, mit gänzlich unironisch gemeintem Titel und Handlung, wie: "Titten, Bier und schnelle Karren" würde Alice und ihre Schwestern auf die Barrikaden treiben und Rundfunkkommissionen beschäftigen.
Werden hingegen die niedrigsten Instinkte von Frauen angesprochen: Süüüße Babies, Famiiiilie, süüüüße Kerle und süüüüße Tierbabies, so scheint das völlig ok. zu sein.

21
Apr
2009

Poetischer Nachtrag

Die Freunde warteten bereits am Stadttor. Neben den Wächtern standen sie in der Hitze, aufmerksam, sorgenvoll schauten sie die Straße entlang, sie wollten mich nicht ohne ein paar Worte ziehen lassen.
Einzig mein Pferd war ungewöhnlich, denn es stammte aus dem Stall des Königs und so trug es auch seinen Kopf. Seine Hufeisen schlugen grell und laut auf das Pflaster. Ich hingegen trug schwere Schuhe und die Reisetracht der Männer. Meinen Schmuck hatte ich für einen schlichten Dolch hingegeben, der Umgang mit ihm war mir vertraut, auch wenn es lange Zeit her war, daß ich in Waffen unterwiesen wurde. Dazu etwas Wasser, Brot und eine Decke, mehr brauchte ich nicht.
Vor dem Torbogen stieg ich ab, sah sie an. Vorsichtig berührten sie meine Schulter, mein Pferd, den Dolch. Ihre Blicke sagten: "Ja, ich verstehe es, ich käme gern mit dir, wenn ich ein paar Jahre jünger wäre." und fragten: "Warum? Du hast alles in den kühlen Hallen des Palastes, sei zufrieden!"
Ich lächelte vorsichtig, berührte sie ebenfalls flüchtig, meine Augen brannten unter der Krempe des dunklen Hutes gewiß nicht von der Sonne.
Dann stieg ich wieder auf. Das Tor wurde geöffnet, ich ritt langsam in die Ebene hinein, ohne mich noch einmal umzudrehen. Ich mußte ihnen nichts erzählen. Denn sie hatten von jener Nacht gehört, in der ich vor den Fremden sang und tanzte. Das Feuer loderte heiß, während draußen in der Kälte der Nebel in Kristalle ausfiel. Sie hatten die Visiere geöffnet, die Rüstungen gelockert und tranken unseren warmen Wein. Sie lächelten, als sie von der Schönheit ihrer Heimat sprachen. Ich stand im Schatten einer Säule und hörte ihnen zu, bis einer leise zu mir trat, meinen Schleier abnahm und mich küßte. Dann war nichts mehr wie bisher.
Ich ging langsam, atemlos, mit geradem Rücken quer durch die Gesellschaft aus dem Saal, mein Tamburin locker in der Hand. Dann begann ich zu rennen, schlug die Tür zu meinem Zimmer zu und verschloß sie dreimal. Es dauerte Tage, bis ich wieder nach draußen ging. Die Fremden waren längst weitergezogen und ich stand an meinem Fenster, sah in die Ferne, die Finger an meinen Lippen.
Ich wußte, daß der Weg weit sein würde, daß ich dort nichts gelten und nichts haben würde. Ich wollte es. Ich wußte, daß ich Arbeiten verrichten mußte, die ich nicht einmal kannte, daß ich mich in Gefahr begab und niemand mir helfen konnte. Ich wollte es. Ich wußte, daß die Reise eine halbe Ewigkeit dauern würde und daß an ihrem Ziel jemand auf mich wartete, oder auch nicht, daß diese Heimat nur in ihren Worten so schön wäre. Ich wollte es. Und so ging ich.

*Romantikmodus off*

Lob der Selbständigkeit

Wir sind an Ihnen interessiert, würden Sie gern auch in der nächsten Zukunft hin und wieder beschäftigen, wenn wir Bedarf haben - vorausgesetzt, sie stehen uns dann mit Priorität zur Verfügung und sind nicht noch für einen Mitbewerber tätig. Wir können uns darüber hinaus vielleicht auch eine längerfristige Zusammenarbeit sehr gut vorstellen, aber wann und zu welchen Konditionen und ob überhaupt, können wir zum heutigen Zeitpunkt nicht sagen.
Wir wären aber hocherfreut darüber, wenn Sie so bereit, flexibel, belastbar und motiviert bleiben, wie wir sie kennengelernt haben.

2
Apr
2009

Im übrigen

finde ich, daß "Gut gegen Nordwind" ein total bescheuertes Buch ist.
Wenn Briefroman, dann "Les Liaisons Dangereuses".

30
Mrz
2009

Opas Kino - Papas Fernsehen

Gebt uns unser Fernsehen zurück vs. Macht die Glotze aus!.
Manchmal ist es kontraproduktiv, in meinem Kindergärtnerinnen-Business-Angel-Job mit dem Fluch des analytischen Denkens geschlagen zu sein. Statt einfach nur am Telefon nett zu sein, mache ich mir seit längerer Zeit Gedanken darum, was aus dem guten alten Programmfernsehen wird. Nicht uneigennützig, lebe ich doch davon. Wenn die Sender ihre Quotenerfolge mit nonfiktionalen Produktionen (z.B. "Bauer sucht Frau", "Der Restauranttester") einfahren, die ein Zehntel einer fiktionalen Fernsehproduktion kosten und ein gut Teil unserer Arbeit vom Dritte-Welt-Format Telenovela dominiert wird, ist es auch nötig, daß ich meinen Kopf langsam auf Betriebstemperatur bringe.
Wenn ich mit Fernsehproducern und Redakteuren auf ein Bier verabredet bin, mit ihnen über Senderpolitik, Projekte und Intrigen rede, dann stehe ich oft neben unseren Gesprächen und frage mich, ob die anderen nicht auch merken, daß der Fußboden immer schräger wird, wir unsere Notenpulte längst festhalten müssen und trotzdem weiterspielen.
Was ist die Zukunft? Hochpreisige deutsche Produktionen im Pay-TV, wie W&V auf eine Publikumsumfage hin behauptete? Dafür gibt es in Deutschland immer noch zu viel zu gutes Free-TV, auf dem die hochwertigen Serien des amerikanischen Pay-TV zu sehen sind. (Das vergessen viel, wenn sie die Qualität des deutschen Fernsehens monieren. "SATC", "Dr. House", "Lost", das sind alles HBO-Produktionen.)
Fernsehpionier Kofler hingegen meinte im "Horizont"-Interview, daß der die Zukunft des Pay-TV eher im niedrigpreisigen digitalen Bereich sehe, d.h. Videostream on demand, nicht terminiert, ohne Zeitraster, womöglich ohne Abo, wie in der Videothek. Dazu gibt es mittlerweile die ersten Angebote von Content per Videostream, die sich - wie das nun auch in die Jahre gekommene Privatfernsehen - über Werbeunterbrechungen finanzieren.
Wie werden unsere fiktionalen Produktionen aussehen, wenn sie sich von den Wirkungsmechanismen des Massenmediums abkehren? Wo man es allen recht machen mußte, weil man nur die eine Frequenz hatte. Junge Menschen konsumieren inzwischen mehr Internet als Fernsehen. Es gibt mehr alte als junge Menschen. Die Alten haben mehr Geld. Die Jungen müssen für die Markenprägung erreicht werden.
Wird die Differenzierung weiter voranschreiten? Die Privaten Vollprogramme für die Fulltime-Berieselung der Schmutzigen, Häßlichen und Gemeinen, die brav den beworbenen Fertigfraß kaufen? Die Öffies für die Kukident-Generation (schließlich zahlen die brav ihre Rundfunkgebühren) Kreuzfahrtfilme und romantische Komödien für in die Jahre gekommene, unterbrochen von Ratgebersendungen zu Gesundheit und Geldanlagen? Das Internet für die Jungen: viele kurze, schnelle, billig gemachte Kolportagen in geiler Ausstattung, verbunden mit dem Link, wo sich die Fummel kaufen lassen?

Ich bin froh, daß diese Diskussion anfängt. (In Bezug aus Print läuft sie ja schon länger.) Allerdings hätte ich mir nie träumen lassen, daß sie von einem rechthaberischen Greis angestoßen wird, der Bildung und Erbauung vermißte.

20
Jan
2009

Stellen Sie sich vor

ich wäre eine sogenannte Pop-Autorin und würde Geschichten mit Klarnamen oder Fast-Klarnamen und Klarereignissen schreiben. Was heißt schreiben, einfach so aus überlegener Position rausrotzen...
Ich wäre auf noch viel mehr Parties eingeladen und könnte dann und wann die Presse mit Skandalmeldungen erfreuen: Ich könnte meine Kokainsucht gestehen oder meinen Sadomasochismus.
Fiel mir gerade ein, beim Lesen von Lottmanns "Zombie Nation".

19
Jan
2009

Sehnsucht

Leser, die schon länger dabei sind kennen das Thema.
Plötzlich ploppt es wieder auf. In irgendeiner Zeitung las ich etwas Populärpsychologisches dazu: Sehnsucht sei dazu da, sich an Blockaden abzuarbeiten und zeige menschliche Tiefe. Nur Depressive empfänden keine Sehnsucht.
Hm, dann bin ich wahrscheinlich seit Jahren ein völlig verflachter, depressiver Mensch, der keine Blockaden kennt.
Vielleicht habe ich das Selbständigsein viel zu sehr verinnerlicht. Wenn bei mir Sehnsucht nach etwas aufkommt, dann schaue ich entweder, was ich machen muß, damit ich mir den Wunsch oder das Bedürfnis erfülle oder ich mache einen Plan, wie ich dieses Ziel langfristig erreiche, wenn es komplizierter ist. Dabei schaue ich natürlich auch, ob das Sehnsuchtsziel überhaupt erreichbar ist, ob es adäquten Ersatz gibt oder ob ich mich da gerade mit einem völlig unrealistischen Thema beschäftige.
Die Zeit ungehemmter Träumereien ist bei mir tatsächlich lange vorbei. Immer wenn bei mir so ein Ausbruch von: Hach ich würde/wäre gern kommt, packe ich mich am Schopf und sage mir: Dann mach, wenn es dir tatsächlich so wichtig ist!
Jetzt passiert es mir zum ersten Mal seit langer Zeit, daß ich tatsächlich große Sehnsucht habe und weiß, ich kann das Bedürfnis nicht erfüllen, wahrscheinlich auch nicht langfristig. Und überhaupt ist das Ziel im jetzigen Setting komplett unrealistisch. Das Setting zu ändern macht auch keinen Sinn, denn das ist wichtig und war investitionsintensiv.
Hach, das ist so kompliziert, wenn ich darüber keinen Klartext schreiben kann, aber es geht tatsächlich nicht, denn es betrifft nicht nur mich.
Also, um mal einen Vergleich zu bemühen: Stellen Sie sich vor, sie wollen mit ihrem Mann zusammenziehen und ein Haus kaufen, suchen lange und finden eines, das zu 95% alles an Ausstattung hat, was sie wünschen, teilweise sogar noch mehr, was Sie sehr schön finden. Der einzige Makel: es hat keinen Balkon. Da Sie aber noch nie ohne Balkon gewohnt haben, ihn in den letzten Jahren aber immer weniger benutzten und der beteiligte Partner einen Balkon nicht wichtig findet, entscheiden Sie sich für das Haus, verbunden mit dem Gedanken, daß man schließlich die Fenster weit aufmachen und vielleicht später noch einen Balkon anbauen könne. Das geht auch eine Weile gut, es ist nicht so schön wie mit Balkon, aber das wird von der Weitläufigkeit und der Lage des Hauses aufgewogen. Doch dann werden die Fenster vom Partner immer wieder zugemacht: es zieht. Einen Balkon anzubauen lehnt er ab mit der Begründung, daß von vornherein klar war, daß er keinen Balkon will. Seine Mutter habe sich vor seinen Augen vom Balkon gestürzt und seither hasse er Balkons und auch offene Fenster versuche er zu vermeiden, auch wenn er versucht hätte sich dahingehend anzupassen. Sie merken, wie sehr Ihnen ein Balkon fehlt, erwischen sich bei blöden Szenen: einer macht die Fenster auf, der andere schließt sie brummelnd wieder.
Irgendwann sind sie bei Freunden zu Besuch. Die haben ein schönes Landhäuschen und in diesem Zusammenhang gibt es ein Angebot der Nachbarin, Ihnen ein Zimmer zu überlassen. Die Probleme sind: es ist nur für Sie bestimmt, sie müßten ihren Anteil ihrer Rate für das Haus kürzen, um das Zimmer zu bezahlen und sie würden das gemeinsame Haus öfter verlassen, um einiges an Zeit in diesem Zimmer im Landhäuschen zu verbringen. Sie müßten auch dieses Zimmer einrichten, putzen und die Miete pünktlich bezahlen. Abgesehen von der Unsicherheit, die dieses Mietverhältnis mit sich bringt. Da sie so selten da sind, könnte ihnen auch bald wegen Eigenbedarf gekündigt werden...
Lohnt das oder ist das Schwachsinn?

18
Jan
2009

und sonst so

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mit freude und erschrecken zu merken, daß ein thema mich nicht nur allein beschäftigt
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und sich fragen, was daraus folgt
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und sich verbieten, darüber nachzudenken, manchmal ist einfach drauflosleben wesentlich wichtiger
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achtung, achtung, es könnte zu rauschhaften zuständen kommen
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9
Jan
2009

Unnützes Wissen

Früher warfen die Leute als Zeichen äußersten, ausgelassenen Jubels ihre Mützen und Hüte in die Höhe und fingen sie wieder auf.
Fiel mir heute im Bus nach x-Berg ein. Hab ich immer wieder bei Jules Verne gelesen.
Warum macht das heute keiner mehr? Basecapträger gibt es doch genug.
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Deshalb. Letzter Abschnitt.
Deshalb. Letzter Abschnitt.
kittykoma - 7. Nov, 23:29
Warum?
cabman - 7. Nov, 21:33
Es ist vollbracht
Kitty und ihr Tagebuch sind wieder an die alte Adresse...
Kitty (importiert durch kittykoma) - 18. Okt, 16:03
wieder einmal bestätigt...
wieder einmal bestätigt sich, dass sport eben doch...
Huehnerschreck - 6. Apr, 10:21
Einmal im Jahr
muß sein. 2007: angebrochene Rippe im Wanderurlaub. 2008:...
kittykoma - 4. Apr, 20:44
Ich will auch einen Staubsauger...
Ich will auch einen Staubsauger mit dem die Hausarbeit...
Steffi (Gast) - 8. Mai, 06:45
Saure Eier
Bei uns gehen Saure Eier etwas anders. Mit Butter in...
Schwaka (Gast) - 17. Feb, 14:20
another feuchtgebiet...
spätpubertäre literaturwunderkinder - siehe...
kittykoma - 6. Feb, 13:43

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